Hermann Esser: Hitlers lautstarker Propagandist und gescheiterter NS-Aufsteiger

Hermann Esser: Hitlers lautstarker Propagandist und gescheiterter NS-Aufsteiger
Der Historiker Paul Hoser hat eine zweibändige Biografie über Hermann Esser veröffentlicht, einen der frühesten und lautstärksten Unterstützer des Nationalsozialismus. Bekannt für die Erschließung seltener historischer Quellen, wirft Hosers neuestes Werk ein Licht auf Essers umstrittene Rolle beim Aufstieg Hitlers – und die Schwächen, die ihn später ins Abseits drängten.
Zwischen 1920 und 1923 avancierte Esser zu einem zentralen Propagandisten Hitlers. Seine feuerspeienden Reden und scharf formulierten Angriffe befeuerten das frühe Wachstum der Bewegung. Doch Hoser beschreibt ihn als den "Versager des Nationalsozialismus" und verweist auf chronische Faulheit, Prahlerei und Unzuverlässigkeit, die letztlich seine Karriere ausbremsten.
Hosers Recherchen stützen sich auf Hunderte von Essers Artikeln und gedruckten Reden. Sein akribisches Vorgehen sorgte bereits früher für Kontroversen, etwa 2017, als ein Essay über Hitlers jüdischen Vermieter weltweit Schlagzeilen machte. Eine weitere Studie zu den NS-Politik der Starnberger Zeit empörte Anwohner, während seine Untersuchungen zu den harten Judenpolitik eines Memminger Bürgermeisters zu juristischen Drohungen durch dessen Nachfahren führten. Die Biografie beleuchtet zudem Essers zwei treibende Obsessionen: seine bedingungslose Verehrung Hitlers und einen tief verwurzelten Antisemitismus. Trotz seines frühen Einflusses blieb er als unberechenbare Figur in späteren Jahren marginalisiert. Ein Artikel der taz aus dem Jahr 1981 bezeichnete ihn sogar als "unbelastet" – ohne dass es Belege für eine Verbindung zu Franz Josef Strauß in jenem Jahr gäbe. Esser starb im selben Jahr, sein Erbe von eigenen Unzulänglichkeiten überschattet.
Hosers Werk fügt der Geschichte der NS-Propaganda eine differenzierte Ebene hinzu und zeigt, wie Essers Extremismus durch persönliche Defizite unterlaufen wurde. Die Biografie ist zugleich ein historisches Dokument und ein Beleg für die Risiken, die mit der Aufarbeitung umstrittenen Vergangenen einhergehen. Weder juristische Drohungen noch lokale Gegenwehr haben Hoser bisher davon abgehalten, solche brisanten Themen zu behandeln.

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