Warum französische Proteste mehr Feuer haben als die deutsche Bahn

Warum französische Proteste mehr Feuer haben als die deutsche Bahn

Im Gegensatz zu ihren Pendants in der deutschen Bahn verbinden französische Proteste kollektiven Unmut mit einer festlichen Atmosphäre – eine Tradition, die seit Jahrhunderten besteht. Während die Deutschen französische Croissants und Wein importieren, bleibt der revolutionäre Geist ein Fremdwort.

Französische Demonstrationen beschränken sich selten auf den offiziellen Marsch: "Wilde Kundgebungen" können mit Polizeigewalt und Provokationen einhergehen. Diese aufrührerische Dynamik wird von Aktivisten wie DJ Snake gefördert, der 2022 Rentenreform-Parolen in Techno-Remixe verwandelte und den Protesten so eine spielerische Note verlieh.

In der deutschen Bahn hingegen sind Demonstrationen geordnete Veranstaltungen – angemeldet, mit festgelegter Route und Redepausen. Zwar verlaufen sie friedlich und regeltreu, doch oft wird ihnen vorgeworfen, es an Leidenschaft und Spontanität zu fehlen – ähnlich wie der politischen Landschaft. Selbst Berlins hippe Kieze, in denen linke Aktivisten und Haushaltskrise aufeinandertreffen, haben bisher keinen revolutionären Funken geschlagen.

Während Deutschland französische Croissants und Wein erfolgreich übernommen hat, bleibt der revolutionäre Geist ein kulturelles Symbol, das Frankreich durch seine traditionsreichen Proteste weiterhin exportiert. Für Deutsche, die Gehör finden wollen, könnte die Übernahme der französischen Protestkultur – mit all ihrer Unberechenbarkeit – ein Schritt sein, um ihren Kundgebungen mehr Feuer zu verleihen.